Ist mein Kind hochbegabt?

In den vergangenen zehn Jahren hat kaum ein Begriff Eltern so sehr verunsichert, wie das pädagogische Konzept der Hochbegabung. Überall in Deutschland sind Gymnasien entstanden, die besonders begabte Kinder fördern sollen. Seither wächst der Beratungsbedarf verunsicherter Eltern, die sich fragen, ob auch ihr Kind in die Gruppe der „Auserwählten“ fällt.

Was ist Hochbegabung überhaupt?
Hochbegabung ist – wie der Begriff der Intelligenz im allgemeinen – ein sehr abstraktes Konzept. Nichtmal Psychologen und Pädagogen sind sich einig darüber, was genau darunter zu verstehen ist. Häufig wird der so genannte Intelligenzquotient genutzt, der einen Aufschluss darüber liefern kann, welche kognitiven Fähigkeiten ein Kind im Vergleich zur Altersgruppe hat. Von Hochbegabung sprechen Wissenschaftler, wenn ein Kind auf einen Wert von über 130 kommt. Nur zwei bis drei Prozent einer Altersgruppe erreichen diesen Wert. Vor allem Pädagogen jedoch kritisieren die Fixierung auf den IQ. Sie fordern, bei der Anamnese einer möglichen Hochbegabung vor allem Talente im Bereich der Informationsaufnahme und -verarbeitung, aber auch musische und sportliche Begabungen zu berücksichtigen.

Was sind Anzeichen von Hochbegabung?
Kinder sind kleine Persönlichkeiten. Folglich gibt es auch nicht „das“ hochbegabte Kind. Häufig aber ist zu beobachten, dass hochbegabte Kinder einer altersgerechten Entwicklung voraus sind. Sie lernen schneller laufen und sprechen, können sich ungewöhnlich gut und präzise ausdrücken, und fangen häufig sehr früh an zu lesen. Es gibt hochbegabte Achtjährige, die auf 150 Seiten in der Stunde kommen. Auch besondere Talente im musischen und sportlichen Bereich können ein Hinweis sein. Sensible Lehrer achten vor allem darauf, ob die Noten zur intellektuellen Ausdrucksfähigkeit passen. Häufig fallen nicht die Einser-Kandidaten als hochbegabt auf – sondern Schüler, die präzise, komplexe Gedankengänge äußern, aber deutlich schlechtere Noten schreiben, als zu erwarten wäre. Jeder achte Hochbegabte ist ein solcher so genannter Underachiever.

Entspannen Sie sich selbst
Eltern, die krampfhaft nach Anzeichen einer Hochbegabung bei ihrem Kind suchen, sind häufig von der Angst getrieben, ihrem Kind die Zukunft zu verbauen, wenn es nicht von klein auf optimal gefördert wird. Studien legen jedoch den Schluss nahe, dass diese Angst völlig unbegründet ist. Leistungsfähigkeit und Intelligenz hat etwas mit Persönlichkeitsbildung zu tun. Häufig platzt bei Kindern der schulische Knoten erst in der achten, neunten oder zehnten Klasse. Im Zweifelsfall machen Sie alles richtig, wenn Sie ihr Kind so genau wie möglich wahrnehmen, sich mit den Lehrern austauschen und mit ihrem Kind zusammen seine Stärken entwickeln. Ob Ihr Kind eine spezielle Förderung braucht, sollten Sie am besten zusammen mit pädagogischem Fachpersonal entscheiden.